The Project Gutenberg EBook of Im Brauerhause, by Theodor Storm
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Title: Im Brauerhause
Novelle
Author: Theodor Storm
Release Date: January 7, 2008 [EBook #24214]
Language: German
Character set encoding: UTF-8
*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK IM BRAUERHAUSE ***
Produced by Norbert H. Langkau, Thorsten Kontowski and the
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Paetels
Taschenausgaben
23
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Im Sonnenschein
Drei Sommergeschichten
von
Theodor Storm
Dreizehnte Auflage
Verlag von Gebrüder Paetel
Berlin
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Druck von G. Kreysing in Leipzig
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Meiner Mutter
zum
W e i h n a c h t a b e n d 1854
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IM BRAUERHAUSE.
Es war in einem angesehenen Bürgerhause, wo wir am Abendteetisch in
vertrautem Kreis beisammensaßen. Unsere Wirtin, eine Fünfzigerin von
frischem Wesen, mit einem Anflug heiterer Derbheit, stammte nicht aus
einer hiesigen Familie; sie war in ihrer Jugend als wirtschaftliche
Stütze in das elterliche Haus ihres jetzigen Mannes, unseres trefflichen
Wirtes, gekommen und hatte in solchem Verhältnisse dort gelebt, bis der
einzige Sohn so glücklich gewesen war, sie als seine Ehefrau bleibend
festzuhalten. Das Vertrauen, womit des Bräutigams Mutter gleich nach der
Hochzeit der Jüngeren ihren eigenen Platz im Hause einräumte, hat diese
nun schon manches Jahr über das Leben ihrer beiden Schwiegereltern
hinaus gerechtfertigt. Bei ihrem, jetzt den Siebzigern nahen Ehemann
selber begann schon das Greisenalter seine leise Spur zu ziehen; aber wo
ihm eine Kraft versagte, da suchte sie unbemerkt die ihre einzusetzen;
wo ihrerseits eine Entsagung nötig oder auch nur erwünscht schien, da
blickte sie nur mit um so freundlicheren Augen auf ihren Mann und blieb
bei ihm allein, wenn andere dem Vergnügen nachgingen. Der alte Herr
selber war nicht von vielen Worten; aber die ruhige Sicherheit einer
gegenseitig bewährten Liebe war in diesem Hause allen fühlbar, und alle
fühlten sich dort wohl.
Am heutigen Abend jedoch wollte das gewohnte Gespräch, worin man sich
sonst über Stadt- und Landesangelegenheiten mit Behaglichkeit erging,
noch immer nicht in rechten Fluß geraten; denn in einer unserer
Nachbarstädte war früh am Morgen etwas Ausnahmsweises und Entsetzliches,
es war die Hinrichtung eines Raubmörders dort vollzogen worden, und die
Luft schien mit diesem Unterhaltungsstoffe so erfüllt, daß kaum etwas
anderes daneben zur Geltung kommen konnte. Hier war nun überdies noch
ein abergläubischer Unfug im Gefolge der Exekution gewesen; ein
Epileptischer hatte von dem noch rauchenden Blute des Justifizierten
trinken und dann zwischen zwei kräftigen Männern laufen müssen, bis er
plötzlich, von seinen Krämpfen befallen, zu Boden gestürzt war. Dennoch
galt dies Verfahren als ein untrügliches Heilmittel seiner Krankheit.
Und noch zu anderen Kuren und sympathetischen Wundern sollten Haare,
Blut und Fetzen von der Kleidung des Hingerichteten unter die Leute
gekommen sein.
An unserem Teetisch erhob sich darüber ein lebhaftes Durcheinanderreden;
alle diese Dinge wurden gleichzeitig als unzulässig und strafbar, als
verabscheuungswürdig und als lächerlich bezeichnet. Nur unsere verehrte,
sonst so teilnehmende Wirtin saß plötzlich so still und in sich
versunken da, daß endlich alle es bemerken mußten.
Als wir sie eben darauf ansahen, rief ihre älteste Tochter zu ihr
hinüber: »Mutter, du denkst gewiß an Peter Liekdoorns Finger!«
»Ja, ja, Peter Liekdoorn!« sagte nun auch der alte Herr; »das ist eine
Geschichte! Erzähl sie nur, Mutter; deine Gedanken kommen sonst ja doch
nicht davon los; und zu verschweigen ist ja nichts dabei!«
»Nein, mein Vater,« sagte die alte Dame; »es ist ja einstens auch genug
davon geredet worden.«
Dann sah sie uns alle der Reihe nach mit ihren freundlichen Augen an,
und als auch wir dann baten, begann sie in ihrer mitteilsamen Weise:
»Mein seliger Vater hatte, wie das Ihnen allen wohl bekannt ist, eine
Brauerei; keine bayerische, wie sie heutzutage sind; es wurde nur
Gutbier und Dünnbier gebraut; aber beides war gut für den Durst und
nicht so gallenbitter wie das jetzige, das nicht einmal zu einer
Biersuppe zu gebrauchen ist.«
Wir lachten, und sie lachte herzlich mit uns.
»Das Geschäft,« fuhr sie dann fort, »war noch von Großvaters Zeiten her
und lange das einzigste am Ort gewesen; im Jahre meiner Konfirmation
aber wurde von einem reichen Bäcker noch ein zweites etabliert. Wenn man
hinten aus unserem Brauhause auf den Weg hinaustrat, konnte man am
Nordende der Stadt das neue rote Dach über den Gartenbäumen scheinen
sehen; und ich glaube freilich nicht, daß mein Vater, und noch viel
weniger, daß unser alter Brauknecht Lorenz es eben mit Vergnügen sahen;
aber unser Bier hatte doch seinen alten Ruf, und die Kundschaft blieb
groß genug, daß wir alle satt hatten und mein Vater jedem zahlen konnte,
was er schuldig war.
Da, nicht lange nachher, geschah es, daß auch bei uns ein ganz
abscheulicher Kerl hingerichtet wurde. Wie er eigentlich hieß, weiß ich
nicht einmal; aber die Leute nannten ihn ›Peter Liekdoorn‹; denn er
hatte nichts gelernt und suchte sich deshalb als Hühneraugenoperateur
durchzuhelfen. Nun, ich hätte den Kerl nicht an meinen Hühneraugen haben
mögen! — Da er viel Branntwein trank und wenig in der Tasche hatte, so
brachte er seine eigene, fast neunzigjährige Tante ums Leben, von der er
wußte, daß sie einen Strumpfsocken mit Banktalern in ihrem Bettstroh
aufbewahrte; aber bevor er noch einen davon ins Wirtshaus tragen konnte,
so hatten sie ihn schon fest und auf der Frohnerei; und endlich war
denn auch sein Prozeß zu Ende; er sollte draußen auf dem Galgenberg
enthauptet und dann sein Körper auf das Rad geflochten werden. Und das
war wohlverdient; denn die alte Tante hatte den Bengel, der eine Waise
war, vor Jahren mit Not und Hunger aufgezogen, und die Banktaler hatte
sie sich zum ehrlichen Begräbnis aufgespart.
Wie ich schon sagte, hatten wir derzeit noch unseren alten Brauknecht
Lorenz, der, wie das Geschäft selbst, auch noch von meinem Großvater
stammte; eine treue, fromme Seele! Über sein Wandbett hatte er sich mit
Kreide den halb plattdeutschen Spruch geschrieben:
›Lorenz Hansen is mein Nam';
Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!‹
Und sooft auch die Magd ihn am Sonnabend mit der Seifenbürste wegwusch,
er malte ihn am Sonntag immer geduldig wieder hin. Uns Kindern, wenn wir
abends in der Brauerei am großen Steinbottich bei ihm saßen, wußte er
Geschichten zu erzählen, daß wir zuletzt vor Gruseln ihm alle auf den
Schoß gekrochen waren, und wie das heutzutage kein Mensch mehr so
versteht. Das war nun gut; aber warum er solche Geschichten so erzählen
konnte, das war nun nicht so gut! Er glaubte nämlich selber an all das
dumme Zeug, womit er uns traktierte. Am Paaschabend, wenn er sein
Dutzend Ostereier ausgelöffelt hatte, schlug er sorgsam alle Schalen
entzwei; sonst, sagte er, könnten die Hexen darin nisten; beim
Bierbrauen legte er allemal ein Kreuz von Holz über den Gärkübel, so
konnte keiner den Gest (Hefe) rauben, und das Bier konnte nicht
verrufen werden. Meiner Mutter, die uns auch oft beim Geschichtenerzählen
auseinanderjagte, war all so etwas in den Tod zuwider; sie schalt ihn oft
darüber und auch auf meinen Vater, daß er solche Narrenspossen unter
seinem Dache leide. Aber unser Vater war eben, wie wir auf plattdeutsch
sagen, ein ›liedsamer‹, ein gelassener Mann; er strich schmunzelnd seiner
kleinen lebhaften Frau mit der Hand übers Gesicht und sagte: ›Mutter, laß
mir den alten Lorenz; so einen Brauknecht gibt es keinen zweiten; er
meint's gut, und es schadet keinem.‹
Damit war meine kleine Mutter allemal fertig, zumal, wenn sie noch einen
Kuß dazu bekam; aber recht hatte er darum doch nicht; denn dumm ist
dumm, und es sollte niemand sagen, daß die Dummheit keinen Schaden tue.
Als es nun so weit war, daß Tages darauf der Mörder Peter Liekdoorn sich
durch Hingabe seines irdischen Leibes mit seinem Gott versöhnen sollte,
hatte unser Lorenz es sich von dem Bürgermeister und seinem Brotherrn
ausgebeten, daß er dem armen Sünder in seiner letzten Nacht Gesellschaft
leisten durfte; denn sie waren Nachbarskinder gewesen, und in der
Schule hatte Lorenz ihm oft die eine Hälfte von seinem Butterbrot
gegeben, und Peter Liekdoorn hatte sich dann die andere noch dazu
gestohlen. Aber als nun der gute Lorenz mit ihm beten und seiner armen
Seele beistehen wollte, trieb der schändliche Bösewicht nur Possen und
Eulenspiegeleien.«
»Herr Amtsrichter,« fuhr die Erzählerin fort, sich voll nachträglicher
Entrüstung zu mir wendend — »man mag es ja kaum erzählen! ›Juckst du
noch,‹ hatte er zu seinem Kopf gesagt, indem er sich in seine dünnen
Haare kratzte; ›und morgen sollst du schon herunter?‹ Der alte Lorenz
hat das nie vergessen können.
Der Richtplatz auf dem Galgenberg war so nahe bei der Stadt, daß man von
unserem obersten Brauhausboden alles deutlich hätte mit ansehen können;
aber während die halbe Stadt hinausgezogen war, steckte ich in dem
dunkelsten Verschlage unter der Bodentreppe; denn ich hatte, trotz
meiner sechzehn Jahre, die dumme Idee, daß ich es sonst überall im Hause
hören müßte, wenn dem Bösewicht der Kopf herabgeschlagen würde. Erst als
meine Mutter anklopfte und rief: ›Es ist vorbei; sie kommen alle schon
zurück!‹ kroch ich wieder an das Tageslicht. Ich hör' es noch vor meinen
Ohren, wie es in dicken Haufen draußen auf der Gasse vorbeizog und ein
Gemurmel und ein Summen als wie in einem Immenschwarm.
Und das Gerede kam auch noch in Wochen nicht zur Ruh'; denn draußen auf
dem Richtplatz hart an der Landstraße lag ja Peter Liekdoorns Körper auf
das Rad geflochten. Wenn meine beiden jüngeren Geschwister aus der
Schule kamen, warfen sie die Bücher hin und liefen auf den
Brauhausboden; dann kamen sie mit großen Augen wieder in die Stube; bald
hatte meine Schwester zwei Raben auf dem Rade sitzen sehen, bald hatte
mein Bruder ganz deutlich wahrgenommen, wie der auf dem Pfahle steckende
Kopf mit den dünnen Haaren vom Wind herumgekreiselt war, bis zuletzt
mein guter Vater ein Schloß vor die Bodenluke legte und einen Trumpf
darauf setzte, es solle von diesen abscheulichen Dingen fürderhin kein
Wort im Hause mehr gesprochen werden.«
Die Erzählerin nahm ein Schlückchen aus ihrer Tasse und fuhr dann fort:
»Nicht lange nachher saßen wir — ich weiß noch, es war an einem
Sonntag — bei unserer Abendmahlzeit. Da es Reisbrei mit Kaneel und Zucker
gab, so hatte ich auch noch unseren Nachbar Ivers dazu holen müssen,
dessen Leibgericht das war. Wir hatten uns schon alle zu Tisch gesetzt;
auch Lorenz und die Magd; allein mein Bruder fehlte noch. Mein Vater sah
sich eben recht verdrießlich nach ihm um, als erst die Haustür und dann
die Tür zur Stube aufgerissen wurde und der Junge mit einer Fahrt
hereingestürzt kam.
›Mein Gott, Christian,‹ rief meine Mutter, ›weshalb kommst du nicht zu
rechter Zeit? Du weißt doch, daß dein Vater das nicht leiden kann!‹
›Ja,‹ sagte er, ›aber die Jungens sind alle auf dem Markt
zusammengelaufen!‹
— ›Die Jungens? Was haben die des Abends auf dem Markt zu tun?‹
›Nichts,‹ sagte Christian, ›sie sprechen nur miteinander.‹
›Nun, so sprich du auch jetzt!‹ sagte mein Vater. ›Laß ihn reden,
Mutter!‹
Aber der Junge schwieg und sah seinem Vater starr ins Angesicht.
›Christian, so sprich doch, Christian!‹ rief meine Mutter.
›Ich darf ja nicht,‹ entgegnete er; ›Vater hat ja gesagt, er wolle von
dem dummen Zeug nun nichts mehr hören.‹
›Nachbar,‹ sagte der alte Ivers, der ein Junggeselle und sehr neugierig
war, ›so lassen Sie den Jungen doch seine Geschichte von sich tun!‹
Mein Vater klopfte den Alten mit seinem schelmischen Lachen auf die
Schulter. ›Nun, Christian, so schieß denn los; du sollst doch Nachbar
Ivers nicht die Nachtruh' vorenthalten!‹
›Ja,‹ sagte der Junge; aber er sah sich erst mal um, ob doch auch alle
anderen hörten; ›es ist ganz gewiß, sie haben Peter Liekdoorn seinen
einen Finger weggestohlen!‹
— ›Wer hat euch das gesagt?‹
›Das hat Ratsdiener Ferdinand uns selbst erzählt.‹
›Ei was! Der Fuchs wird ihn geholt haben,‹ sagte mein Vater; ›wer sollte
denn dergleichen stehlen!‹
— ›Nein, nein, Vater; das Rad ist viel zu hoch, da können die Füchse
nicht daran!‹
Der alte Ivers hatte schweigend zugehört. ›Sag mir einmal, mein
Jüngelchen,‹ begann er jetzt, ›was ist's denn eigentlich für ein
Finger?‹
— ›Wie meinst du das, Nachbar Ivers?‹
›Nun, ich meine, ist's der kleine Finger oder der Goldfinger oder —‹
›Nein, nein; es ist der Daumen!‹ unterbrach ihn Christian; ›ich weiß
aber nicht, von welcher Hand.‹
›So,‹ sagte Ivers, ›der Daumen! das hatte ich mir gedacht. Er braucht
eigentlich nur von einem Dieb zu sein; aber besser ist gewißlich immer
besser; nein, den Daumen hat sich nicht der Fuchs geholt, den können
ganz andere Leute noch gebrauchen! Da fragt nur euren Lorenz, wenn Ihr's
nicht selber wißt!‹
Aber Lorenz sah auf seinen Teller und aß schweigsam seinen Reisbrei.
›So erzählt es doch nur, Nachbar!‹ sagte meine Mutter; denn sie wollte
nicht, daß er den alten Lorenz necken sollte.
›Kann leicht geschehen, Frau Nachbarn,‹ erwiderte er; ›aber wißt Ihr das
denn nicht? Wer solch einen Finger unter seinem Drümpel eingegraben hat,
dem strömt die Kundschaft in das Haus hinein! — Nun,‹ setzte er
gutmütig hinzu, ›hier, Gott sei Dank, sind solche Künste nicht
vonnöten!‹
›Das walte Gott!‹ sprach meine Mutter leise und klopfte unter den Tisch,
um die üble Berufung abzuwenden. Denn solche Dinge zählte sie nicht zum
Aberglauben, und sie konnte ganz böse werden, wenn man ihr dawider
stritt; dagegen wußte sie wohl, daß das großväterliche Vermögen in viele
Teile gegangen und die Brauerei derzeit mit schweren Schulden von ihrem
Manne übernommen war.
Mein Vater war ganz ernst geworden. ›Setz dich, Christian,‹ sagte er zu
dem Jungen, der noch immer auf der Diele herumstand, ›und mach, daß du
mit deinem Reisbrei fertig wirst!‹
Ich weiß noch wohl, unsere Mahlzeit ging ganz still zu Ende.«
* *
*
Nachdem auf Befragen einer mitteldeutschen Anverwandten noch erklärt
war, daß unter dem plattdeutschen Worte »Drümpel« eine Türschwelle zu
verstehen sei, begann die Erzählerin wieder: »Man hätte glauben sollen,
daß wir nun endlich mit Peter Liekdoorn fertig gewesen wären; aber,
leider Gottes, das alles war nur erst der Anfang.
Es war im Juli und ungewöhnlich heiß; die Ernte hatte schon begonnen.
Von den umliegenden Dörfern kam ein Wagen nach dem anderen hinten vor
unserem Brauhaus angefahren, um Gut- und Dünnbier für Herrschaft und
Leute abzuholen, und nicht nur viertel und halbe, sondern fast immer
ganze Tonnen wurden aufgeladen. Mein Vater und unser alter Lorenz
arbeiteten in hellem Schweiße, aber mit vergnügten Angesichtern. In
unserer hohen, kühlen Außendiele, unter dem Fenster, lagen zwei Fässer
für den Hausverkauf; ich habe manches Maß voll da herausgezapft, denn
seit meiner Konfirmation hatte ich das zu besorgen. Aber jetzt ließ es
mich in Wahrheit kaum zu Atem kommen; ich merkte wohl, auch die Leute in
der Stadt hatten bei der grausamen Hitze einen schönen Durst; Kopf an
Kopf stand es oft um mich herum, und mit all den Krügen und Kannen, die
sie gegen mich streckten, trieben sie mich eines Tages so in die Enge,
daß ich erst auf einen Tritt und dann oben auf die Fensterbank mich
retirieren und von dort aus erst eine ordentliche Rede halten mußte,
bevor ich nur wieder zu meinem Faß hinunter konnte.«
Die Erzählerin sah uns an und nickte. »Ja,« sagte sie, »es mag
wunderlich ausgesehen haben; aber ich war damals auch noch eine flinke,
leichte Dirne! Und was war das für eine Freude, wenn ich so mittags und
abends zwei schwere, blanke Hände voll vor meinen Vater auf den Tisch
schütten konnte! Ich weiß noch, morgens, bevor die Zeit herangekommen
war, wie ich in der Stube am Fenster stand und es nicht erwarten konnte,
bis ich den ersten mit Krug oder Blechgemäß unserem Hause zusteuern sah.
So stand ich auch eines Vormittags und konnte nicht begreifen, daß das
lustige Geldeinnehmen noch immer nicht in Gang kommen wollte; denn es
war schon über zehn, und im Flur draußen von unserer Hausuhr schlug es
erst ein Viertel, dann halb; aber es kam noch immer niemand. Endlich
ging ich hinaus und vor die Haustür; da kamen zwei arme Kinder mit ihren
kleinen Töpfen, dann hintereinander noch ein paar andere Leute von dem
äußersten Ende der Stadt, und als ich die abgefertigt hatte, schlug die
Uhr zu meinem großen Schrecken elf; denn ich wußte nun, daß die
Verkaufszeit für diesen Vormittag so gut wie vorüber sei.
Ich hatte endlich nur ein paar armselige Schillinge, die ich mittags vor
meinem Vater hinlegen konnte.
›Was ist das, Nane?‹ sagte er. ›Weshalb gibst du mir nicht alles?‹
›Das ist alles, Vater.‹
— ›Alles? Das ist ja sonderbar.‹ Weiter sagte er nichts.
Aber auch am Nachmittage und den zweiten und die folgenden Tage blieb es
ebenso; ja selbst die Wagen von den Dörfern kamen immer weniger, und aus
einem großen Dorfe, wo wir sonst die beste Kundschaft hatten, blieben
sie völlig weg. ›Lorenz,‹ hörte ich einmal, da ich über den Hof ging,
unseren Vater fragen, ›wann hat Marx Sievers zum letztenmal geholt?‹
›Ich denke, Herr, die andere Woche geht eben heut zu Ende.‹
›Bei der grausamen Hitze? — Lorenz,‹ und an meines Vaters Stimme hörte
ich, wie er voll Angst und Sorge war; ›was ist passiert, Lorenz? Wir
haben nimmer besser Bier gehabt!‹
›Weiß nicht, Herr!‹ erwiderte der Alte düster.
Ich mochte nicht stehen bleiben und hören, was sie weiter sprachen; aber
ich wußte wohl, Marx Sievers war der größte Bauer in jenem Dorfe, und
wie jetzt, in der Ernte, pflegte sein Fuhrwerk sonst fast jeden dritten
Tag zu kommen.
In der nächsten Zeit wurden die Darre und die Braupfannen auf das
sorgfältigste nachgesehen und gereinigt; mein Vater untersuchte jeden
Sack mit Hopfen, ob auch irgendwo eine Verstockung sich eingenistet
habe; aber er kam stets kopfschüttelnd von solchem Tun zurück; es war
nichts zu finden, was nicht in Ordnung war. Wir gingen alle wie verstört
umher, denn jeder wußte, die Erntezeit sollte den Hauptverdienst des
ganzen Jahres bringen; und die paar guten Tage, die so schnell
vorübergegangen waren, konnten dabei nichts verschlagen. Bei den
Mahlzeiten wurde jetzt kein Wort gesprochen, die Augen unserer Mutter
gingen angstvoll nach ihres Mannes Angesicht, während sie uns schweigend
zuteilte. Der alte Lorenz aber war plötzlich ein ganz wunderlicher
träger Mensch geworden; nicht, weil er keine Geschichten mehr erzählte,
denn wer hätte Lust gehabt, die jetzt zu hören! Sogar die Kinder nicht!
Aber, was nimmer noch passiert war, zu zweien Malen, als ich ihn zum
Mittagessen rufen wollte, fand ich ihn bei hellichtem Tage hinter einem
Braufaß eingeschlafen. Und da ich ihn weckte, sagte er nur: ›Danke,
Nane, danke!‹ Als ob das ganz so in der Ordnung wäre. Mir aber war das
ganz unheimlich; denn der alte Lorenz war ja fast die halbe Brauerei.
Da, eines Sonntags morgens, kam mein Bruder Christian wieder einmal mit
solcher Fahrt hereingestürzt, wie er es allemal tat, wenn er was
Besonderes zu verkünden hatte. Aber, Gott bewahre, wie sah der Junge in
seinen Sonntagskleidern aus! Das ganze Gesicht voll Blut; das eine Auge
dick verschwollen!
›Wo kommst du her?‹ rief mein Vater. ›Bist du in dem Krieg gewesen?‹
›Nein,‹ sagte der Junge; ›wir haben uns nur geprügelt.‹
— ›Schon wieder einmal? Und das am heiligen Sonntag? Was ist denn heute
wieder los gewesen?‹
›Ja, Vater,‹ sagte Christian und wischte sich erst mit dem Ärmel das
Blut von seiner Backe; ›sie haben schon mehrmals so gelogen, ich hab' es
euch nur nicht erzählen mögen; die Jungens sagen, Peter Liekdoorns
Finger ist in unserem Bier gewesen!‹
Meine Mutter schrie laut auf; mein Vater war nur totenbleich geworden.
›Darum also!‹ sagte er leise.
In diesem Augenblicke wurde angeklopft, und Nachbar Ivers trat herein,
der lange nicht dagewesen war.
›Nun, Ivers!‹ sagte mein Vater, ›kommt Ihr auch einmal? Ihr wagt's ja
auch nicht mehr, von unserem Bier zu trinken!‹
›Hm!‹ machte der Alte und sah meinen Vater mit seinen klugen Augen an.
›Aber, um Christi willen, was ist mit dem Jungen da passiert!‹
— ›Ja, was ist mit ihm passiert! Erzähl's nur selber, Christian, warum
du dich geschlagen hast.‹
›Ja, Nachbar Ivers,‹ sagte Christian, ›die Jungens sagen alle, Peter
Liekdoorns Finger ist in unserem Bier gewesen!‹
— ›Hm — so, mein Jüngelchen! Und da hast du mit allen dich deshalb
geschlagen?‹
›Nein, nicht mit allen; nur mit ein Stücker viere, aber tüchtig!‹
Der Alte sah ihm in sein verschwollenes Angesicht und nickte. ›Aber es
nützt nur nicht viel, Christian, und wenn du es auch mit allen fertig
gebracht hättest. — Nachbar Ohrtmann,‹ wandte er sich zu meinem Vater,
›ich komme just um dessen willen zu Euch; ich möcht' Euch raten, nehmt
Euren alten Lorenz einmal tüchtig ins Gebet! Ihr wisset wohl nicht,
weshalb er mit seinem alten Kameraden durchaus die Henkersnacht hat
teilen wollen?‹
›Ei freilich,‹ rief meine Mutter; ›er hat ihm für die gestohlenen
Butterbröte die himmlische Wegzehrung wollen bereiten helfen!‹
›Das nebenbei, Frau Nachbarn,‹ sagte Ivers, ›vor allem aber hat er ihm
noch bei lebendigem Leibe seinen Daumen abgekauft; die alten Weiber in
der Stadt erzählen sich das ganz genau.‹
›Habt Ihr nichts anderes zu berichten, Ivers, als dies dumme Zeug?‹ frug
mein Vater.
›Nein, Nachbar Ohrtmann; aber vergesset nicht, den Alten quält die neue
Brauerei, wenn sich das Bier mit Eurem gleich nicht messen kann; und
dann — der Finger war ja hinterher auch ohne Kauf zu haben! Nach der
Hexenweisheit war es zwar genug, ihn unterm Drümpel einzugraben, aber
besser ist gewißlich immer besser; und so wird er denn gleich in den
Braukessel selbst hineingekommen sein.‹
Mein Vater schüttelte den Kopf.
›Ihr wollt mich doch nicht glauben machen, daß unser alter Lorenz sich
den Finger von dem Hochgericht geholt habe?‹
›Das will ich allerdings, Nachbar! Wißt Ihr, beim Reisbrei damals, als
er nicht Antwort geben wollte, da ich von der Sache anfing?‹
›Ei, Ivers, Lorenz ist nicht gewöhnt, an seiner Herrschaft Tische
mitzureden; und überdies, er fühlte wohl, daß Ihr ihn necken wolltet.‹
›Mag sein,‹ versetzte Ivers; ›aber was hat er bei nachtschlafender Zeit
da draußen an dem Galgenberg herumzukriechen?‹
›Was sagt Ihr, Nachbar?‹ rief meine Mutter.
›Ich sag' nur,‹ erwiderte er, ›was die Hebamme Clasen mir selbst erzählt
hat; vorgestern nach Mitternacht, als sie dort vorbeigefahren, hat sie
etwas von oben den Galgenberg hinunterlaufen sehen, und da sie ihre
Laterne, die sie bei sich hatte, darauf hingewandt hat, ist die Gestalt
in einen Busch gesprungen; aber an den großen, blanken Knöpfen auf der
Jacke, die sonst kein Mensch hier trägt, hat sie genug erkennen können,
wer der Mann gewesen ist. Und auch noch andere wollen des Nachts ihn
dort gesehen haben.‹
Ich war sehr erschrocken, als der Nachbar das erzählte; denn ich sah,
was ich keinem verraten hatte, den alten Lorenz wieder bei hellem Tage
zwischen seinen Fässern schlafen.
›Aber, Ivers,‹ sagte mein Vater; ›das Unheil, wenn denn Lorenz es sollte
angestiftet haben, war ja schon geschehen; was konnte er jetzt noch auf
der Richtstatt suchen wollen!‹
›Nun, Nachbar,‹ und der alte Junggeselle stellte sein Schalksgesicht
auf, was er mitunter bei den traurigsten Geschichten nicht unterlassen
konnte — ›Peter Liekdoorn hat doch jedenfalls noch einen Daumen mehr
gehabt; vielleicht sollte der nun unter den Drümpel, da der andere so
sichtlich den verkehrten Weg gegangen war! Aber er ist nur nicht so
leicht zu haben; denn auf dem Rade soll bei Nachtzeit etwas sitzen, das
einen Christenmenschen nicht heranläßt!‹
Mein Bruder Christian blinkte mich aus seinen dicken Augen an.
›Wärst du bang, Nane?‹ blies er mir durch die hohle Hand ins Ohr. ›Ich
nicht!‹
Unser Vater hatte am Tisch gesessen, den Kopf schwer auf seinen Arm
gestützt. Nun stand er auf und sagte: ›Der Spaß will diesmal nichts
verschlagen, Nachbar Ivers. Aber, wenn Ihr's nicht ungut nehmen wollt,
so lasset uns jetzt allein; denn ich möchte gleich jetzt mit meinem
Lorenz reden!‹
An dem sauersüßen Gesicht, das der alte Junggeselle machte, sah man
wohl, wie bitterlich gern er dageblieben wäre; aber er verabschiedete
sich denn doch mit guter Manier, und gleich darauf wurde ich ins
Brauhaus geschickt, um unseren alten Knecht hereinzurufen.
›Lorenz,‹ sagte mein Vater, als wir zusammen in die Stube getreten
waren, ›du siehst uns hier alle ratlos beieinandersitzen; der Finger des
Mörders soll in unserem Bier gefunden sein!‹
Der Alte fuhr sichtlich zusammen. ›Herr,‹ sagte er traurig, ›so wissen
Sie das auch schon!‹
›Ich habe es eben erst erfahren; aber du, wenn du es wußtest, weshalb
hast du es mir verschwiegen?‹
›Ja, Herr, ich seh' nun wohl, daß ich zu dumm gewesen bin; ich dachte
mir, ich wollte es allein herausbekommen.‹
›Aber man meint, du selber wärst es, der sich den Finger geholt hat; du
hättest, um die Kundschaft unserem Hause zu bewahren, eine Sympathie
damit gemacht!‹
Als mein Vater das gesprochen hatte, stand der alte Lorenz auf einmal
wie ein Soldat, beide Arme glatt am Leibe herunter. ›Herr!‹ rief er;
›alles für meine Herrschaft; aber wir sollen Gott fürchten und lieben,
auf daß wir bei seinem Namen nicht zaubern, lügen oder trügen! So etwas
ist keine Sympathie; das tun nur Menschen ohne Christentum, und mit
Hilfe dessen, den ich hier nicht nennen will!‹
›Nun, Lorenz, dann ist es ja gewißlich nicht deine Sache; aber man will
dich mehrmals in der Nacht am Galgenberg gesehen haben!‹
›Ja, Herr, das ist es eben, und es war dunkel genug; aber die alte
Hebamme kutschierte da vorbei, mit ihrer großen Leuchte in der Hand!‹
›Um Christi willen!‹ rief meine Mutter; ›so ist Er wirklich dagewesen?‹
›Die Frau soll nicht erschrecken,‹ erwiderte Lorenz; ›ich dachte nur,
wer sich den einen Daumen holte, der kann sich auch den anderen holen;
und von gar so weit mag er auch wohl nicht gekommen sein! Denn — so
klug bin ich doch — es ist diesmal kein Zauberwerk, sondern ein
Schabernack gegen uns gewesen; aber die da‹ — und er erhob die Faust und
zeigte drohend nach der Gegend, wo die neue Brauerei gelegen war — ›sie
sollen keinen Segen davon haben!‹
›Lorenz, Lorenz,‹ rief mein Vater, ›sprich nicht so in deinem blinden
Hasse, den du nicht einmal für dich, sondern nur um unseretwillen
hegest! Wir sorgen jeder für unser Brot; und am Ende ist gar alles nur
ein leer' Gerede!‹
Aber Lorenz schüttelte den Kopf. ›Sie wissen, Herr, ich geh' nicht gern
hinten aus unserer Brauhaustür, seit einem da das rote Dach so in die
Augen scheint; aber gestern hatte unser Pikas sich von der Kette
losgerissen. Als ich eben auf den Weg hinaustrete, sehe ich Marx
Sievers seinen Ältesten mit zwei Tonnen auf dem Wagen von dort oben
herunterkommen. ›Na, Hans,‹ sag' ich, als er näher kommt; ›du holst dir
auch wohl dein Bier jetzt von dem neuen Brauer?‹ — ›Ja,‹ sagt er,
›Lorenz, das tu' ich.‹ — ›Und warum,‹ frag' ich, ›tust du das? Seit
deines Großvaters Zeiten habt Ihr euer Bier doch immer nur bei uns
geholt.‹ — ›Ja,‹ antwortet er und schlägt schon wieder auf seine
Pferde; ›dazumal lebte auch Peter Liekdoorn noch, und wir hatten noch
keinen Finger in unserem Bier gefunden!‹ Und damit war er schon in
vollem Trab davongefahren.‹
Unser Vater sah voll Bekümmernis auf seinen alten Knecht. Als dieser
schwieg, sagte er leise: ›Dann stehe Gott uns bei; denn Marx Sievers und
seine Söhne sind wahrhaftige Leute!‹
Meine Mutter hatte seine Hand ergriffen; aber er entzog sie ihr und ging
unruhig in der Stube auf und ab. Als jedoch Lorenz Miene machte, sacht
hinauszugehen, zog er seine Uhr und sagte: ›Das hat uns auch um Gottes
Wort gebracht; es ist zu spät, um nun noch in die Kirche zu gehen. Spann
den Braunen vor die Karriole, Lorenz! Ich will gleich selber mit Marx
Sievers sprechen.‹
— — So fuhren sie denn hinaus; und mein Vater hat es uns damals und
auch später oft genug erzählt! ›Unterwegs,‹ sagte er, ›nahm ich Lorenz
Zügel und Peitsche aus der Hand, weil er immer noch zu langsam fuhr;
aber mit unserer Ungeduld ist nichts getan!‹
Als sie endlich vor Marx Sievers großem Haustor hielten und dann mein
Vater in die weite Lohdiele trat, war dort alles tot und still und keine
Menschenseele sichtbar. Nach einer Weile kam eine Magd. ›Sie sind noch
alle in der Kirche,‹ sagte sie, ›des Pastors Sohn, der Student, predigt;
aber es muß bald aus sein.‹ — ›So will ich warten,‹ sagte mein Vater, und
ließ sich die Tür zur Wohnstube öffnen. Aber der junge Gottesmann mußte
einen weiten Weg genommen haben bis zum heiligen Vaterunser. Draußen saß
Lorenz auf der Karriole und klatschte dann und wann mit seiner Peitsche;
drinnen stand mein Vater und studierte die Glasmalerei auf den alten
Fensterscheiben, welche die Belagerung Tönnings durch den General
Steenbock darstellte. ›Wohl hundertmal,‹ sagte er, ›hatte ich schon die
schwedischen Soldaten gezählt, ohne was dabei zu denken, oder doch nur,
um wieviel leichter es sein müßte, in diesem gelben Kriegshaufen mit zu
fechten, als eine Reise zu tun, wie ich sie heute machen mußte.‹
Endlich aber war es draußen auf der Lohdiele lebendig geworden; nach ein
paar mit der Magd gewechselten Worten trat der Bauer mit seinem ältesten
Sohn ins Zimmer. Den Gruß meines Vaters erwiderte er kurz und trocken,
und ging erst an den Türhaken, um seinen Hut daran zu hängen; dann
stemmte er beide Fäuste mit den Knöcheln auf den Tisch und sagte:
›Ihr Fuhrwerk, Herr Ohrtmann, wär' ich am mind'sten vor meiner Tür
vermuten gewesen; aber Sie kommen wohl, um sich das Geld für Ihre letzte
Tonne Bier zu holen?‹
Und bevor mein Vater ihm darauf antworten konnte, fuhr er fort:
›Bin ich Ihnen auch nur einmal einen Sechsling in der Schuld geblieben?
Ich denk' doch nicht! Aber diese letzte Tonne‹ — und dabei schlug er
heftig auf den Tisch — ›die bleib' ich schuldig bis in alle Ewigkeit!
Und wollen Sie mir was, so zitieren Sie mich vor meinen Landvogt; hier
bin ich nicht für Sie zu sprechen!‹
›So hört doch,‹ rief mein Vater; ›ich will kein Geld von Euch; um
dessentwillen bin ich nicht zu Euch gekommen!‹
›So,‹ sagte der Bauer, ›was wollen Sie denn?‹
— ›Ihr hättet's Euch wohl denken können, Sievers; die Leute reden ja,
Ihr hättet was in meinem Bier gefunden, was nicht in der Ordnung ist!‹
Der Bauer lachte. ›Nicht in der Ordnung? Nein, bei dem Teufel! So was
ist nicht in der Ordnung!‹
›Es soll der Daumen von dem Hingerichteten gewesen sein,‹ fuhr mein
Vater fort; ›und ich wollte Euch nur bitten, mich das sehen zu lassen,
was Ihr gefunden habt.‹
›Die Leute reden nicht umsonst,‹ sagte der Bauer, ›das Ding ist drin im
Hahn gesessen; meine Nachbarn haben beide das gesehen.‹
›Nun, so zeigt es jetzt auch mir!‹
›Da hätten Sie früher kommen sollen; ich weiß nicht, wo das Ding
geblieben ist.‹
›Sievers!‹ rief mein Vater, ›so sucht oder lasset suchen; das ist Eure
Schuldigkeit! Denn dieser Finger steht als ein Kläger wider mich auf und
drohet, mich zum armen Mann zu machen; er muß mir Rede stehen, wie er in
mein Gebräu gekommen ist!‹
Aber der Bauer sagte: ›Das ist Ihre Sache, Herr Ohrtmann; ich lass' mein
Bier bei einem anderen holen, und damit hopp und holla!‹
Mein Vater besann sich ein paar Augenblicke, während Marx Sievers seine
Pfeife vom Haken nahm und aus dem zinnernen Tabakskasten stopfte. Als er
schon angezündet hatte und die Rauchwolken trotzig vor sich hinblies,
begann mein Vater wieder: ›Ich hab' doch recht vernommen, Sievers? Ihr
wollt mir diese letzte Tonne nicht bezahlen!‹
— ›Ganz recht, Herr Ohrtmann; ich denk' ich hab' das deutlich genug
gesagt!‹
›Nun, ich verlange das auch nicht; aber wenn Ihr mein Bier nicht
bezahlt, so gehört mir auch der Finger, der darin gewesen ist.‹
Der Bauer stutzte; aber nicht lange, so zog er seinen vollen Lederbeutel
aus der Tasche und zählte das Geld für die Tonne Bier in blanken
Banktalern vor meinem Vater auf den Tisch. ›Nun ist der Finger mein,‹
sagte er, ›und ich tu' damit nach meinem Dünken.‹
Es wäre wohl umsonst gewesen, daß mein Vater das Geld zurückschob, wenn
nicht der Sohn sich jetzt hineingemischt hätte. ›Vater,‹ sagte er, ›soll
ich den Finger holen? Ich mein', er liegt in unserem Nagelkasten.‹
Der Alte brummte etwas in den Bart; aber der Sohn ging hinaus und kam
bald darauf mit einem Kasten voll alten Eisenzeuges wieder in die Stube.
Als er darin umherkramte, gewahrte mein Vater ein gelblichgraues Ding,
das er nicht anders als für den Daumen eines Menschen anerkennen konnte;
zwar schien er dick mit Gest oder, wie es auf Hochdeutsch heißt, mit
Hefe überzogen; aber auch die Form des Nagels war noch deutlich
sichtbar.
›Und das hier,‹ frug er den Bauern, ›habt Ihr in meinem Bier gefunden?‹
›Ich sagt' es schon,‹ versetzte dieser, ›als wir das Letzte aus der
Tonne zapfen wollten, da hat's den Hahn verstopft.‹
›Nun, Marx Sievers, Ihr könnt wohl denken, daß ich mir dies Unheil nicht
selber angerichtet habe! Ihr seid sonst als ein gerechter Mann bekannt,
so bitte ich Euch, fahrt jetzt gleich mit mir zum Bürgermeister und
gebt da Zeugnis, wo und wann Ihr dieses Ding gefunden habt; denn jeder
neue Tag ist mir zu Spott und Schaden!‹
Der Bauer hatte sich bereits in seinen Lehnstuhl niedergelassen. ›Ins
Gericht, Herr Ohrtmann? Zum Bürgermeister? — Ja, wenn meine eigene
Obrigkeit mir das befiehlt; sonst nicht. Ich habe Spott und Schaden auch
in meinem Haus; meine Frau ist heut noch krank vor lauter Abscheu!‹
Mein Vater mußte sich das alles bieten lassen; denn der Finger lag
leibhaftig vor ihm, und die Sievers waren als wahrhaftige Leute überall
bekannt; er stand, wie er selber sagte, da als ein geschlagener Mann.
Endlich wurde dennoch ein Abkommen getroffen; der Sohn durfte das
unheimliche Ding in eine Schachtel packen und damit und mit meinem Vater
in die Stadt zum Bürgermeister fahren.
— — Daß dies geschehen war, aber von weiterem auch nichts, erfuhren
wir zu Hause schon durch Lorenz, der zu Fuße wieder ankam, während wir
noch immer mit dem Mittag warteten und vor Angst und Spannung nicht
wußten, wie wir unsere Zeit verbringen sollten.
Endlich kam unser Vater, und ich sah, wie seine Hand zitterte, als er
die unserer Mutter drückte und lange in der seinen hielt. ›Übermorgen,‹
sagte er, ›soll ich wieder zum Bürgermeister kommen. Wenn es doch erst
übermorgen wäre!‹
Als er sich dann nicht an den gedeckten Tisch, sondern an dem kalten
Ofen in den Lehnstuhl gesetzt hatte, standen wir alle um ihn her, bis er
endlich zu erzählen anhub. — In dem Studierzimmer des Bürgermeisters,
als er mit dem jungen Sievers dorthin kam, war eben der alte, lustige
Apotheker Hennings zugegen gewesen. Der hatte geraten, den Finger erst
ein paar Tage in Spiritus zu setzen, damit sich der Überzug von Hefe
löse und dann gründlich untersucht werden könne, ob er zu der Hand des
Hingerichteten gehöre oder nicht. Nach der Zustimmung des Bürgermeisters
war er selbst nebenan in seine Apotheke gelaufen und bald mit einem
vollen Glashafen zurückgekommen. Sehr genau hatte er hierauf den Finger
besehen, daran gerieben und geschabt und ihn um und um gewandt. ›Aber
ein wunderlicher Kauz,‹ sagte mein Vater, ›ist der alte Hennings doch;
denn er schmunzelte dabei, als ob er einen Allerweltsspaß in den Händen
drehe!‹ — ›Man sollte kaum meinen,‹ hatte er zuletzt gesagt und dabei
meinen Vater ganz listig durch seine runden Brillengläser angesehen,
›daß Peter Liekdoorn bei seinen Lebzeiten mit diesem Daumen allzuviel
Hühneraugen hätte operieren können!‹
Weiteres war aus ihm nicht herauszubringen gewesen; aber übermorgen
sollte mein Vater wieder zum Bürgermeister kommen. Der Finger war in
den mit Spiritus gefüllten Glashafen getan und dieser, nachdem man ihn
mit dem Gerichtspetschaft versiegelt hatte, in dem großen Aktenschrank
verschlossen worden. — —
Nun, es wurde denn auch übermorgen; — langsam genug. — Um elf Uhr
vormittags ging mein Vater aus dem Hause. Während meine Mutter und ich
uns durch Putzen und Scheuern die Angst von der Seele wegzuarbeiten
suchten, kam unsere alte Krautfrau zu uns in die Küche und erzählte,
Peter Liekdoorn habe heute nacht in der Bürgermeisterei ans Fenster
geklopft; denn er habe seinen Daumen wieder haben wollen, der jetzt dort
in dem großen Schrank verschlossen liege. ›Letzten Sonntag,‹ sagte sie,
›haben die Diebe ihn über die Türschwelle dem Bürgermeister in das Haus
geschoben, weil sie vor dem Gespenste keine Nacht mehr Ruhe hatten; aber
heut vormittag ist groß' Verhör, und dann kommt alles an den Tag; und
hernach mögen alle Reu' und Leid geben, die so ihre bösen Mäuler über
unseren Herrn Ohrtmann haben laufen lassen! Gott soll mich bewahren, daß
ich an so was nur gedacht hätte!‹
Ich seh' das alte dumme Weib noch vor mir,« sagte unsere treffliche
Wirtin, »wie sie das alles wie Kraut und Rüben durcheinander wälschte;
Gott weiß, wo sie es sich aufgesammelt hatte! Wir freuten uns nur, da
sie endlich fort war und wir wieder, wie am Sonntag, hangend und
bangend allein beieinander in der Stube saßen.
Da endlich hörten wir die Haustür gewaltsam aufreißen.
›Das ist Christian!‹ sagte meine Mutter. ›Was wird der wieder zu
erzählen haben!‹ Aber es war unser Vater, dem freilich Christian mit
seiner Rechentafel auf dem Fuße folgte.
›Nun,‹ rief meine Mutter, ›haben sie gestanden? Sind die Diebe
festgenommen?‹
Aber er schüttelte den Kopf und schwenkte, ganz außer Atem, ein
beschriebenes Papier in seiner Hand. ›Mutter, Kinder!‹ rief er endlich,
›es ist lauter Dunst gewesen; nun wird alles wieder gut! Aber dem alten
Hennings, dem Mann hätt' ich die Füße küssen mögen! Und das, das hier —
das kommt ins Wochenblatt!‹ Seine Augen glänzten, seine Stimme bebte;
uns war, als ob er alles durcheinanderspräche. Aber dann gab er mir das
Blatt und sagte: ›Lies, Nane; aber laut und deutlich! Siehst du, des
Bürgermeisters Name steht darunter, und das Siegel ist auch dabei
gedrückt!‹
Und dann las ich, und noch heute weiß ich jedes Wort; denn uns allen
war, als ob eine Himmelsbotschaft in unser dunkles Haus gekommen wäre.
›Wenn‹ — so stand da — ›einer unserer geachtetsten Mitbürger, der
Brauer Josias Christian Ohrtmann, durch unbedachte Zungen in Verdacht
geraten, als ob der von dem Körper des hierselbst hingerichteten armen
Sünders abhanden gekommene Finger sich in seinem Biere vorgefunden, so
wird zur Steuer der Wahrheit, und um unverdienten Schaden von einem
ehrenwerten Manne abzuwenden, hierdurch bekannt gegeben, daß nach
sorgsamer, durch den hiesigen Herrn Apotheker Hennings unter Zuziehung
der Behörde vorgenommener Untersuchung der Verdacht erregende Gegenstand
sich lediglich als eine verhärtete Gest- oder Hefemasse herausgestellt,
welche durch besondere Zufälligkeiten die Form eines menschlichen
Daumens angenommen hatte.‹
So lautete der Inhalt Wort für Wort,« sagte die Erzählerin; »wer sollte
so was auch vergessen können! Mein Vater aber hatte plötzlich seine
Hände vor der Brust gefaltet. ›Mutter! Kinder!‹ sagte er ruhig, ›Gott
ist barmherzig und ein Gott der Liebe! Er prüfet wohl, doch er verlässet
keinen, der in seiner Schwachheit gerecht vor ihm zu wandeln trachtet.‹
Und dann betete er laut; ich habe niemals ein so heißes Dankgebet aus
eines Menschen Munde gehört. Meine vierzehnjährige Schwester war auf die
Knie gesunken und sprach ebenso laut die Worte nach, die über seine
Lippen strömten.
Auf unseren Christian aber hatte die Freudenbotschaft auch noch eine
andere Wirkung. Als wir noch alle schweigend um unseren Vater standen,
bemerkte ich auf einmal, daß er wiederholt mit der doppelten Faust als
wie zur Übung in die leere Luft hineinschlug.
›Christian! Christian!‹ rief unsere Mutter, ›was treibst du da für
Faxen?‹
Christian tat erst noch einen Lufthieb und schaute dabei sehr fröhlich
aus seinem heut ganz braun und blauen Angesicht. ›Verdamm mich, Mutter!‹
sagte er, denn er fluchte wirklich mitunter ganz gotteslästerlich;
›verdamm mich, Mutter! Nun sollen die Jungens aber Prügel haben!‹
›Pfui, schäm dich!‹ rief sie. ›In solchem Augenblick an so was nur zu
denken!‹
Er ließ zwar etwas beschämt den Kopf hängen, dann aber murmelte er: ›Ja,
Mutter, verdamm mich! Sie sollen es aber doch!‹ Und geschwinde tat er
noch einmal einen Fausthieb durch die Luft.
Mein Vater, der dergleichen sonst nicht leiden konnte, strich heute
seinem hitzköpfigen Knaben nur lächelnd übers Gesicht; er war zu
glücklich, um jetzt ein tadelndes Wort zu sprechen.
›Hole mir lieber unseren Lorenz, Christian,‹ sagte er, ›damit wir auch
ihm den Stein von seinem Herzen nehmen!‹
Und dann wurde Lorenz geholt; und ich las noch einmal. Als ich fertig
war, standen dem alten Menschen die Augen dick voll Tränen.
›Sehen Sie wohl, Herr!‹ sagte er und schlug sich leise mit der Hand
gegen seine Brust:
›Lorenz Hansen is mein Nam';
Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!‹
›Amen,‹ sagte mein Vater. Dann wurde Christian mit dem Schriftstück in
die Druckerei geschickt.
— Als wir später bei unserem Nachmittagskaffee saßen, bemerkte ich, daß
unser Vater einige Male ganz schelmisch nach seinem Pfeifenbrett
hinüberblinzelte. ›Was meinst du, Nane,‹ sagte er heiter, ›wenn du mir
heut einmal den großen Meerschaum stopftest?‹ — Ich war fast
verwundert; denn da er das Rauchen eigentlich nur für reiche Leute
schicklich hielt, so erlaubte er sich sonst nie vor Feierabend seine
Pfeife Portoriko; die silberbeschlagenen Meerschaumköpfe aber, die beide
sorgsam mit einem Seidentuch umwunden waren, die kamen stets nur
Sonntags von der Wand. Als ich dessen ungeachtet jetzt die schöne Pfeife
stopfte, nickte er mir freundlich zu: ›Und nun geh auch in die Küche,‹
fuhr er fort, ›und brenn sie mir selber an; und wenn du das getan hast,
dann hole den Kalender und ziehe unter diesen Tag mit deinem Rotstift
einen breiten Strich! Unser Wandsbecker Bote hat so viel Haus- und
Jahresfeste; nun haben auch wir eines! Und wenn der Tag sich jährt, dann
vergiß niemals, mir schon beim Kaffee meinen großen Meerschaumkopf zu
stopfen!‹
— Unser Vater war wohl kein schöner Mann, er hatte nur seine treuen,
blauen Augen; aber an diesem Tage, und wie er so seelenfroh aus seinem
Meerschaum rauchte, fanden meine Schwester und ich ihn beide so hübsch,
daß wir gegenseitig ihn uns immer wieder zeigen mußten.«
Die alte Dame schwieg, als ob ihre Erzählung hier zu Ende sei; mir aber
war, als sei das eigentliche Ziel derselben noch von ihr zurückgehalten.
»Und weiter?« frug ich nach einer Weile, da auch niemand anders sprach.
»Weiter?« rief eine muntere Frau an meiner Seite. »Was wollen Sie noch
weiter? Ende gut, alles gut! Es war ja alles nur um nichts gewesen!«
Ich sah auf unsere Wirtin, deren sonst so heitere Augen jetzt mit einem
durchdringenden Blick auf die Sprecherin gerichtet waren. »Da haben Sie
recht,« sagte sie; »es war alles nur um nichts.«
»Aber die Kundschaft,« frug ich, »sie kam jetzt doch wieder? Und in der
nächsten Erntezeit mußte die flinke Nane vor all den durstigen Krügen
und Gemäßen doch wieder auf den Tritt, und von dem Tritt aufs Fenster
flüchten?«
Die alte Dame tat einen tiefen Atemzug. »Nein,« sagte sie, »so etwas ist
niemals wieder vorgekommen; in der Erntezeit des folgenden Jahres
passierte etwas anderes, das ich gleichfalls nie vergessen werde. Nein,
die Kundschaft, wie wir sie früher hatten, kam nicht wieder, obgleich es
an redlichem Willen im Hause und an Bemühungen gutherziger Freunde
nicht gefehlt hat. Der alte Hennings, wenn die Bauern in seine Apotheke
kamen, ließ nicht ab, ihnen die Geschichte von dem Gestfinger und die
Güte des Ohrtmannschen Bieres zu verdeutschen; und zuweilen kam er
selber mit einer so eroberten Bestellung angelaufen; aber Marx Sievers
nebst seinem ganzen Dorfe hat niemals wieder unseren Hof betreten;
vielleicht — ich hab' das später mehr erfahren — weil er dem sich zu
begegnen scheute, gegen den er sich im Unrecht wußte. — Die Geschichte
wurde weit und breit bekannt; aber nur der arge Teil davon fand Glauben!
Wenn auswärts Freunde unser Bier empfahlen, so hieß es jetzt wohl:
›Ohrtmann? Ohrtmann? Ist das nicht der Mann, der den Finger in seinem
Biere hatte?‹ Und wurde dann auch der ganze Dunst ersichtlich
aufgeklärt, es hieß am Ende doch: ›Man braucht ja eben nicht vor diese
Tür zu gehen; es gibt ja andere noch, bei denen gutes Bier zu haben
ist!‹
Dergleichen kam uns oft genug zu Ohren. Ja, ein verkommener
Winkelschreiber, ein Altersgenosse meines Vaters, wagte es sogar, ihm
seine Hilfe anzubieten und zutraulich dabei zu äußern, die zwölf
Wochenblattzeilchen hätten ihm wohl einen schönen Haufen Geld gekostet;
aber das brauche man ja keinem auf die Nas' zu binden.
Es mochte nicht viel helfen, daß mein Vater den miserablen Kerl zur
Türe hinauswarf; es wurde vielleicht nur um desto mehr geglaubt.
›Der sprach für viele!‹ sagte mein Vater, als er uns voll Entrüstung das
erzählte. Sonst habe ich ihn niemals klagen hören; er war nur stiller,
als er sonst gewesen, und es kam mir oft vor, als ob ein heißes
Dankgebet ihm die Seele drücke. Dagegen bemerkte ich, daß er, zumal an
Markttagen, jetzt öfter aus dem Brauhaus auf den Weg hinaustrat; nicht
als ob dort die Wagen nach dem roten Dach jetzt weniger als sonst
vorbeigefahren wären; aber es war, als triebe ihn etwas hinaus, daß er
sie alle zählen müsse.
Meine Mutter vermochte das Unglück und die Entbehrungen, die es mit sich
brachte, nicht immer so geduldig zu ertragen; das fühlten nicht bloß wir
Kinder; sie konnte mitunter sogar dahingeraten, ihrem guten Manne die
Schuld des ganzen Unheils beizumessen; und immer kam sie dann auf die
schon früher getadelte Nachsicht, womit er das abergläubische Getue
seines Knechts geduldet habe. ›Ich lass' es mir nicht nehmen,‹ sagte sie
eines Abends, ›hättest du ihm nur das Salzen und Bekreuzen ausgetrieben,
die Leute wären nimmer auf das Stück gekommen, den dummen Finger in
unserem Bier zu suchen! Aber konnte er den einen Hokuspokus machen,
warum denn nicht den anderen? Und warum nicht heute oder morgen wieder
einen anderen?‹
Für gewöhnlich ging derartiges, da mein Vater seine kleine, heftige Frau
immer bald wieder ins Gleiche brachte, ohne weitere Spur vorüber. Das
aber sollte diesmal nicht so sein. Es war eben vor dem Abendessen, und
beide standen schon an ihren Stühlen, wobei sie die Stubentür im Rücken
hatten; nur ich hatte gesehen, wie diese sich auftat und Lorenz, im
Begriff hereinzutreten, plötzlich stehen blieb, eben als meine Mutter
jenen wohl nicht ganz unbegründeten Vorwurf aussprach. Bevor ich mich in
meinem Schrecken noch besann, hatte schon die Tür sich wieder leis
geschlossen; dann kamen die Kinder und die Magd herein; aber Lorenz
mußte erst durch Christian gerufen werden.
Noch heute danke ich meinem Schöpfer, daß ich damals meinen Eltern
nichts verraten habe; denn von nun an war Lorenz wie verwandelt: vor den
Gebinden, die im Hausflur lagen oder hinten vor seiner Braupfanne oder
auch nur vor einem Tisch oder Stuhl im Hause, konnte er lange mit
starren Augen stehen bleiben; ging er aber fort, so sah ich mehrmals,
wie er mit der Faust sich über beide Augen fuhr.
›Was mag denn Lorenz fehlen?‹ hörte ich eines Abends meine Mutter
fragen, die sonst dem alten Manne herzlich gut war. ›Er geht ja umher,
als ob er über schwere Dinge brüte.‹
Mein Vater schüttelte den Kopf. ›Ich denke nichts weiter, als uns
anderen auch; du weißt, er trägt an unseren Sorgen allzeit schwerer als
an seinen eigenen.‹
Aber am anderen Morgen trat Lorenz vor ihn hin und bat um seinen
Abschied; er wisse einen jungen Menschen, der sogleich an seine Stelle
treten könne. Mein Vater äußerte nachher, ihm sei gewesen, als ob sein
altes Erbhaus über ihm zusammenbräche. Doch Lorenz wollte sich nicht
halten lassen.
›Ich habe mich mit meinem Gott beraten.‹ Auf alle Fragen hatte er nur
diese eine Antwort; er mochte fürchten, sonst nicht stark genug zu sein.
Und so ging er denn, nachdem er über ein Menschenalter dagewesen war;
wie er sagte, um einer verwitweten Schwester, die in einem entfernten
Dorfe wohnte, in ihrer kleinen Bauernwirtschaft beizustehen. — Aber er
hatte die Trennung doch nicht überwinden können; durch Aufkäufer, die im
Lande herumreisten, kamen bald wunderliche Nachrichten von dorther; und
kurz vor Weihnachten mußten wir erfahren, daß unser alter Lorenz als
Geisteskranker in die Landesanstalt aufgenommen sei.
Das waren trübe Festtage; einen Weihnachtsbaum ohne Lorenz hatten wir
Kinder uns ohnehin nicht denken können. Ich allein wußte, weshalb er das
Haus verlassen hatte, in dem allein noch seine Heimat war, und ich trug
schwer daran; denn sein Opfer war umsonst gewesen. Mein Vater plagte
sich mit dem jungen Knecht, aber die Kundschaft besserte sich nicht; es
hatte nicht mehr geholfen, als die tapferen Kämpfe, die unser Christian
unermüdlich für die gute Sache ausfocht.
So ging der Winter zu Ende, und so kam der neue Sommer und endlich auch
die Erntezeit. Nur für uns war sie es nicht.
Wir hatten schon die letzten Tage im August. Unsere zwei Stock hohe
Außendiele kam mir so groß und einsam vor, seitdem nicht jeden
Augenblick die Haustürglocke läutete; dennoch konnte ich es nicht
lassen, wenn die altgewohnte Verkaufszeit heranrückte, mich dort
aufzuhalten, um meistens müßig durchs Fenster auf die Straße
hinauszustarren. — So stand ich auch eines Vormittags; es waren kalte,
trübe Tage eingefallen, und von dem Lindenbaum, der hier vor dem Fenster
stand, wehten schon einzelne gelbe Blätter. Ich merkte wohl, daß mein
Vater neben mich getreten war; aber ich rührte mich nicht; wir sahen
beide, wie die Blätter niederwehten, und mochten beide wohl dieselben
Gedanken haben.
Da ging draußen ein halb bäuerlich gekleideter Mann mit einem
sogenannten Quäkerhut vorüber; er schien ein Fremder, aber dennoch war
mir, als müßte ich ihn schon gesehen haben. Bevor ich mich jedoch
darüber noch besinnen konnte, bemerkte ich eine hastige Bewegung an
meinem Vater, und als ich aufblickte, sah ich, daß er den Mund fest
geschlossen hatte; aber ich sah auch, wie seine Lippen zitterten.
›Vater,‹ sagte ich, ›fehlt dir etwas? Wer war doch der Mann?‹
Aber er drückte nur heftig meine Hand und ging dann, ohne ein Wort zu
sagen, nach dem Hof hinaus. Es war, als wenn uns alles jetzt zum
Schrecken werden sollte.
Endlich schlug es wieder einmal elf auf unserer Dielenuhr, und ich ging
in die Stube und setzte mich an meine Näharbeit. Eben als auch meine
Mutter aus der Küche hereintrat, läutete es von der Haustür, und als ich
durchs Guckfenster auf den Flur hinaussah, da war es der Fremde von
vorhin. Ich erkannte ihn jetzt wohl; es war ein Hopfenhändler aus
Franken, der um diese Zeit zu kommen pflegte, um neue Bestellungen
entgegenzunehmen und sein Geld für die alte Ware einzukassieren; er
hatte vor zwei Jahren sogar einen Abend bei uns zugebracht. — ›Geh,‹
sagte meine Mutter; ›hole deinen Vater und sag ihm, daß Herr Abel da
sei.‹«
Die alte Dame machte eine Pause. »Ich glaube,« sagte sie dann, »dem
Angedenken meines seligen Vaters nicht zu nahe zu treten, wenn ich auch
dies Wenige noch erzähle; denn wo wäre der Mensch, der der Not des
Lebens in jedem Augenblicke standgehalten hätte! —
Herr Abel hatte sich gesetzt; ich ging ins Brauhaus, weil ich dachte,
daß mein Vater dort beschäftigt sei; aber er war nicht dort. Auf dem
Rückwege begegnete mir der neue Knecht, auch er wußte nichts; er war im
Keller bei der Gerste gewesen; vielleicht, meinte er, sei der Herr
hinten auf den Weg hinausgetreten. Ich kehrte deshalb noch einmal wieder
um; aber da ich auch dort ihn nicht gewahren konnte, lief ich ins Haus
zurück. Ich suchte im Pesel und in allen Stuben, stieg halb die
Bodentreppe hinauf und rief, so laut ich konnte: ›Vater! Vater!‹ Aber es
war alles um sonst.
›Vater muß ausgegangen sein,‹ sagte ich, als ich wieder in die Stube
trat.
›Ei was!‹ rief meine Mutter. ›Dort, hängt ja sein Hut am Türhaken; Ihr
Kinder versteht nur nicht zu suchen!‹
Damit ging sie zur Stube hinaus, und ich hörte sie im Hause und vom Hof
her rufen. Aber auch sie kam kopfschüttelnd zurück. ›Ich kann das nicht
begreifen,‹ sagte sie.
Herr Abel stand auf. Es habe keine Eile, er solle jetzt noch weiter nach
dem Norden; aber um drei Wochen werde er auf hier zurückkommen; er könne
ja auch dann seine Geschäfte mit Herrn Ohrtmann regulieren.
Ich weiß nicht, weshalb; aber als der Mann das sagte, war mir, als wisse
ich jetzt alles, was noch kommen müsse.
— — Ein paar Minuten, nachdem er fortgegangen war, trat mein Vater in
das Zimmer.
›Wo bleibst du denn, Josias,‹ rief meine Mutter. ›Herr Abel ist eben
dagewesen; wir haben dich durchs ganze Haus gerufen!‹
›Ich weiß das,‹ erwiderte er — und es war gar nicht, als ob das seine
Stimme wäre — ›ich habe es gehört; ich hatte den Mann auch kommen
sehen.‹
Meine Mutter starrte ihn an. ›Was sagst du, Josias? — Mein Gott, und
wie du aussiehst!‹
Ich bemerkte das nun auch; sein Haar und seine
Kleider waren ganz bedeckt mit Staub und Spinngeweben.
›So sprich doch!‹ rief meine Mutter wieder. ›Um Gottes willen, Josias,
was ist geschehen? Wo bist du gewesen?‹
Da riß mein Vater uns mit beiden Armen an sich und drückte uns heftig
gegen seine Brust. ›Mutter! — Nane!‹ er sprach leise, aber hastig, als
ob er es von sich stoßen müsse — ›Ich hatte mich versteckt! — Es war
das erstemal, daß ich nicht zahlen konnte!‹
Er wollte weiter sprechen; aber der starke Mann brach in lautes
Schluchzen aus.
Meine Mutter hatte ihre Arme sanft um seinen Hals gelegt; mein junger
Kopf aber war vor Schrecken über das Gehörte ganz von Sinnen; ich
klammerte mich mit beiden Händen an meines Vaters Arm, denn mir war, als
müßten wir jetzt alle fort ins Elend wandern. Da hörte ich seine Stimme
und fühlte seine Hand auf meinem Kopfe: ›Laß, Nane!‹ sagte er ruhig;
›hole mir den anderen Rock, mein Kind. Herr Abel wird noch in der Stadt
sein, ich will jetzt zu ihm gehen.‹
Wie betäubt tat ich, was er mir befohlen hatte; dann lief ich in die
Küche und setzte mich in einen dunklen Winkel. Erst als ich meines
Vaters Schritte über den Hausflur und dann gleich danach die Türschwelle
läuten hörte, überfiel mich das Leid um ihn, und ich weinte mich von
Herzen satt.
— — Wie die Verhandlung mit Herrn Abel ausgefallen, habe ich nicht
erfahren; ich weiß nur, daß wenige Tage darauf die beiden
Meerschaumköpfe von der Wand verschwunden waren, und daß ich unseren
Vater niemals wieder weder seine Abend- noch seine Sonntagspfeife habe
rauchen sehen. Den Kalender mit dem rotangestrichenen Festtage bewahrte
ich noch lange unter meinen alten Sachen; gefeiert ist der Tag nicht
worden, aber wir konnten ihn dessen ungeachtet nicht vergessen.«
Die Erzählerin verschloß nach diesen Worten ihre Lippen, und ihre Augen
blickten seitwärts, als sei das nicht für fremde Ohren, was jetzt aus
der Vergangenheit an ihr vorüberziehen mochte.
Ein junger eifriger Prediger, ihr Neffe, welcher mit in der Gesellschaft
war, hatte schon zuvor durch ein vergebliches »Aber liebe Tante!« zu
erkennen gegeben, wie notwendig er seinen Beispruch zu dieser
Geschichte halte; jetzt begann er mit merklicher Unruhe auf seinem Stuhl
zu rucken. Aber unsere Wirtin war selber eine zu unerschütterliche
Christin und fühlte zu genau, wo er hinaus wollte, als daß sie seinem
drohenden Einwande nicht sogleich die Spitze abgebrochen hätte. »Lieber
Hieronymus,« sagte sie, »es ist wohl niemand hier, der an Gottes
Barmherzigkeit einen Zweifel hegen möchte, obwohl — die Wahrheit zu
sagen — deine Großeltern in ihrem langen Leben wenig genug davon
erfahren haben; aber wir wissen ja auch, daß sie oftmals im Verborgenen
ihre Ader fließen läßt, um dann am rechten Orte desto segensreicher
aufzusprudeln. Freilich, der Segen kam zumeist auf ihre Kinder; und auch
ich mußte später, als meine kleine Schwester groß und kräftig geworden
war, bei fremden Leuten dienen; aber dadurch« — und sie warf einen
unaussprechlich herzlichen Blick auf ihren alten neben ihr sitzenden
Mann — »kam ich zu dir, mein Vater, und die fremden Leute wurden meine
eigenen! Und wie es dann gekommen, daß mein Bruder, der wilde Christian,
ein stattlicher Bürger und gar der zweitgrößte Brauer in unserem Lande
wurde, — um das zu erzählen, bin ich eine viel zu gehorsame Ehefrau.«
Der Neffe wollte wieder etwas sagen, aber seine Tante ließ ihn wieder
nicht zu Worte kommen. »Gewiß, lieber Hieronymus,« sagte sie, »deine
seligen Großeltern waren Leute, welche die Wohlfahrt ihrer Kinder für
ein größeres Glück erachteten als ihre eigene; und dahin — das wolltest
du wohl sagen — hat jener Finger doch den Weg gewiesen! Auch hast du
selber ja noch beide mit ihren stillen und zufriedenen Angesichtern hier
in diesen Lehnstühlen, worin nun ich und dein alter Onkel sitzen, von
ihrer harten Lebensarbeit ruhen sehen! An seinem ersten Geburtstage, den
dein Großvater hier in unserem Hause lebte, hatte dein Onkel ihm sogar
eine neue Meerschaumpfeife bei seinem Morgenkaffee hingelegt, wie er so
schön sie früher nie besessen hatte. Der alte Mann wurde heftig dadurch
bewegt; er nahm das schwarze Sammetkäppchen von seinem ehrwürdigen
Haupte, und seine Lippen bebten, als wiederhole er jetzt das heiße
Dankgebet, das er vor dreißig Jahren wohl zuletzt gesprochen hatte. Er
ließ sich auch von mir ein Seidentüchlein geben, um sorgsam den schönen
Kopf darein zu hüllen; geraucht aber hat er nicht daraus; das, meinte
er, habe er in der langen Zeit verlernt.«
Der junge Gottesmann hatte sich mit etwas strengem Ausdruck, aber
dennoch, wie es schien, nicht völlig unbefriedigt in seinen Stuhl
zurückgelehnt. Dagegen versuchte ich es noch mit einer Frage. »Und
Lorenz?« sagte ich. »Blieb er in der Anstalt? Ist er dort gestorben?«
»Nein,« erwiderte unsere gute Wirtin, und ihr Antlitz gewann auf einmal
wieder seinen alten Ausdruck heiterer Behaglichkeit. »Er ist glücklich
wieder herausgekommen und hat noch Jahre lang in meines Bruders Haus
gelebt. Nur ein wenig wunderlich war er geblieben; er hatte, wie
Christian sagte, sich eine ganz glückselige Dummheit zugelegt; denn wie
er einst geglaubt hatte, daß unsere altmodische Brauerei durch ihn
zugrunde gehen werde, so glaubte er jetzt, daß diese neumodische, von
der er nichts verstand, nicht ohne ihn bestehen könne.
Als derzeit bei einem Besuche mein Bruder mir alle seine großen
Anstalten und Gelegenheiten zeigte, klopfte er in einem Durchgange, der
von dem Wohngebäude in die Brauerei führte, an eine der seitwärts
befindlichen Türen. ›Und hier wohnt unser Lorenz!‹ sagte er.
Er hätte es mir nicht zu sagen brauchen; denn über der Tür, in
Ermangelung eines Wandbetts, das er hier in der Kammer nicht besaß,
stand mit Kreide der alte Spruch geschrieben; nur hatte er jetzt seinen
Namen mit dem seines alten Herrn verwechselt, und so lautete es hier:
›Josias Ohrtmann is mein Nam';
Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!‹
Jetzt sind sie beide schon seit lange dort; und so endet diese
Geschichte wie hoffentlich auch alle anderen Geschichtchen auf dieser
Erde. Aber das habe ich meinem Bruder doch gesagt, daß er es mit seinem
Gest in Obacht nehmen solle.«
Sie schwieg und reichte ihrem alten Eheherrn die Hand, der sie wie das
Kleinod seines Lebens in die seine nahm. — Und dafür, indem wir jetzt
die Feder fortlegen, halten auch wir die Hand einer jeden wahrhaft guten
Frau.
[Anmerkungen zur Transkription:
Das Buch »Im Sonnenschein« enthält vier Novellen von Theodor Storm:
- Im Sonnenschein
- Marthe und ihre Uhr
- Im Saal
- Im Brauerhause
Das vorliegende elektronische Buch gibt nur die Novelle »Im Brauerhause«
wieder.
Gegenüber der gedruckten Version wurden folgende Satzfehler korrigiert:
original: da suchte sie unbemerkt die ihre einzusetzen:
ebook: da suchte sie unbemerkt die ihre einzusetzen;
original: hatten wir derzeit noch unsern alten Brauknecht
ebook: hatten wir derzeit noch unseren alten Brauknecht
original: »Lorenz Hansen ist mein Nam'; (1. Zitat)
Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!«
ebook: ›Lorenz Hansen is mein Nam';
Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!‹
original: Paschaabend
ebook: Paaschabend
original: Geist (Hefe)
ebook: Gest (Hefe)
original: ›so lassen Sie den Jungen doch seine Geschichte von sich tun!«
ebook: ›so lassen Sie den Jungen doch seine Geschichte von sich tun!‹
original: Da fragt nur euren Lorenz, wenn ihr's
ebook: Da fragt nur euren Lorenz, wenn Ihr's
original: zwei schwere, blanke Hände voll vor meinen Vater auf den Tisch
ebook: zwei schwere, blanke Hände voll vor meinem Vater auf den Tisch
original: Darum also!‹
ebook: ›Darum also!‹
original: Der Alte sah ihn in sein verschwollenes Angesicht
ebook: Der Alte sah ihm in sein verschwollenes Angesicht
original: den Finger von dem Hochgericht geholt habe?«
ebook: den Finger von dem Hochgericht geholt habe?‹
original: da ich von der Sache anfing‹?
ebook: da ich von der Sache anfing?‹
original: aber die da — und er erhob ... — sie
ebook: aber die da‹ — und er erhob ... — ›sie
original: habt ihr euer Bier doch immer nur
ebook: habt Ihr euer Bier doch immer nur
original: vollem Trab davongefahren.
ebook: vollem Trab davongefahren.‹
original: Soll ich warten
ebook: So will ich warten
original: als er mit dem jungen Sievers dorhin kam
ebook: als er mit dem jungen Sievers dorthin kam
original: eine verhärtete Gest oder Hefemasse
ebook: eine verhärtete Gest- oder Hefemasse
original: damit wir auch ihm den Stein
ebook: ›damit wir auch ihm den Stein
original: warum denn nicht den andern?
ebook: warum denn nicht den anderen?
original: einen andern?‹
ebook: einen anderen?‹
original: Aber am andern Morgen
ebook: Aber am anderen Morgen
original: daß Herr Abel da sei.‹
ebook: daß Herr Abel da sei.‹«
original: Dort, hängt ja sein Hut am Türhaken; ihr Kinder
ebook: Dort, hängt ja sein Hut am Türhaken; Ihr Kinder
original: eines Wandbretts
ebook: eines Wandbetts
original: »Josias Ohrtmann is mein Nam':
Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!«
ebook: ›Josias Ohrtmann is mein Nam';
Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!‹
Das Originalbuch ist in Frakturschrift gedruckt.]
[Transcriber's Note:
This ebook includes only the novella »Im Brauerhause«. It was published
in the book »Im Sonnenschein« which includes four novellas by Theodor
Storm:
- Im Sonnenschein
- Marthe und ihre Uhr
- Im Saal
- Im Brauerhause
The following corrections were applied to the original text:
original: da suchte sie unbemerkt die ihre einzusetzen:
ebook: da suchte sie unbemerkt die ihre einzusetzen;
original: hatten wir derzeit noch unsern alten Brauknecht
ebook: hatten wir derzeit noch unseren alten Brauknecht
original: »Lorenz Hansen ist mein Nam'; (1st citation)
Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!«
ebook: ›Lorenz Hansen is mein Nam';
Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!‹
original: Paschaabend
ebook: Paaschabend
original: Geist (Hefe)
ebook: Gest (Hefe)
original: ›so lassen Sie den Jungen doch seine Geschichte von sich tun!«
ebook: ›so lassen Sie den Jungen doch seine Geschichte von sich tun!‹
original: Da fragt nur euren Lorenz, wenn ihr's
ebook: Da fragt nur euren Lorenz, wenn Ihr's
original: zwei schwere, blanke Hände voll vor meinen Vater auf den Tisch
ebook: zwei schwere, blanke Hände voll vor meinem Vater auf den Tisch
original: Darum also!‹
ebook: ›Darum also!‹
original: Der Alte sah ihn in sein verschwollenes Angesicht
ebook: Der Alte sah ihm in sein verschwollenes Angesicht
original: den Finger von dem Hochgericht geholt habe?«
ebook: den Finger von dem Hochgericht geholt habe?‹
original: da ich von der Sache anfing‹?
ebook: da ich von der Sache anfing?‹
original: aber die da — und er erhob ... — sie
ebook: aber die da‹ — und er erhob ... — ›sie
original: habt ihr euer Bier doch immer nur
ebook: habt Ihr euer Bier doch immer nur
original: vollem Trab davongefahren.
ebook: vollem Trab davongefahren.‹
original: Soll ich warten
ebook: So will ich warten
original: als er mit dem jungen Sievers dorhin kam
ebook: als er mit dem jungen Sievers dorthin kam
original: eine verhärtete Gest oder Hefemasse
ebook: eine verhärtete Gest- oder Hefemasse
original: damit wir auch ihm den Stein
ebook: ›damit wir auch ihm den Stein
original: warum denn nicht den andern?
ebook: warum denn nicht den anderen?
original: einen andern?‹
ebook: einen anderen?‹
original: Aber am andern Morgen
ebook: Aber am anderen Morgen
original: daß Herr Abel da sei.‹
ebook: daß Herr Abel da sei.‹«
original: Dort, hängt ja sein Hut am Türhaken; ihr Kinder
ebook: Dort, hängt ja sein Hut am Türhaken; Ihr Kinder
original: eines Wandbretts
ebook: eines Wandbetts
original: »Josias Ohrtmann is mein Nam':
Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!«
ebook: ›Josias Ohrtmann is mein Nam';
Gott hilf, daß ich in'n Himmel kam!‹
The original book is printed in fraktur.]
End of the Project Gutenberg EBook of Im Brauerhause, by Theodor Storm
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Im Brauerhause: Novelle
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Excerpt
The Project Gutenberg EBook of Im Brauerhause, by Theodor Storm
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— End of Im Brauerhause: Novelle —
Book Information
- Title
- Im Brauerhause: Novelle
- Author(s)
- Storm, Theodor
- Language
- German
- Type
- Text
- Release Date
- January 7, 2008
- Word Count
- 13,999 words
- Library of Congress Classification
- PT
- Bookshelves
- DE Prosa, Browsing: Literature, Browsing: Fiction
- Rights
- Public domain in the USA.
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